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Canon R6 II im Praxischeck

Canon R6 II

Was kann der AF der Canon R6 II

Die Canon R6 II ist seit Anfang November auf dem Markt und wird vielfach als DIE Kamera gefeiert. Die OM-1 ist im Februar dieses Jahres vorgestellt worden und ich habe den Body im täglichen Einsatz. Auch OMDs und die bekannten Markenbotschafter haben zur Einführung des neuen Models kräftig die Marketingmaschinerie angeworfen.
Ich habe mir die Canon R6 II mit drei Objektiven in einem “Testkoffer” von AC-Foto für vier Tage zum Testen bestellt. Eine wirklich interessante Möglichkeit, wenn man ein Kamerasystem vor dem Kauf selbst testen möchte, um herauszufinden, was die Kameras wirklich können und was Marketing ist. Es ging mir vor Allem um die Performance der Gesichtserkennung bei Bewegung, eine Disziplin, die die OM-1 leider nicht beherrscht.

Die Kernfeatures der Canon R6 II

Folgende technische Daten zeichnen die R 6 II unter anderem aus:

  • 24MP mit Standard-ISO bis zu 102.400
  • Extrem schnell mit bis zu 40 Bildern pro Sekunde bei voller AF/AE Nachführung
  • Deep Learning AF jetzt auch mit Erkennung von Pferden, Flugzeugen und Zügen
  • IBIS mit bis zu 8 Stufen Kompensation
  • Video in professioneller Qualität mit 4K60p Oversampled ohne Crop und 6K60p RAW bei externer Aufzeichnung
  • Bis zu 6 Stunden Video-Aufnahmezeit
  • RAW Burst Modus (macht Fotos bevor der Auslöser gerückt wird)

Die kompletten technischen Spezifikationen finden sich z. B. auf der Canon Website.

Im Vergleich zum Vorgänger fällt die höhere Auflösung des Sensors auf und natürlich die Serienbildrate mit 40 f/s mit dem elektronischen Verschluss. Canon hat hier jedoch keinen Stacked-Sensor (BSI) wie z.B. in der R III verbaut, sondern setzt auf einen ISO-invarianten Sensor. Auch der AF mit dem von Canon bekannten Dual Pixel AF System ist in Sachen KI deutlich leistungsfähiger geworden. Die R6 I kannten Tiere, Menschen und Vögel. Der Nachfolger erkennt auch Züge, Pferde und Fahrzeuge. Ebenso ist die Erkennungsrate deutlich höher.

Warum überhaupt dieser spezielle Test?

Diese Frage wurde mir in den letzten Tagen oft gestellt. “Aber Du bist doch bei Olympus/OMDs”…”Bist Du mit der OM-1 nicht mehr zufrieden?”.
Ich nutze die OM-1 für die Naturfotografie und die Familienreportagen. Unter www.familienfotos-kruse.de findet sich die Website zum Thema Familienfotografie.
In der Naturfotografie schätze ich den Gewichtsvorteil, den wirklich starken IS der Kamera und den Wetterschutz. So komme ich mit einem Landschaftssetup mit einem Brennweitenbereich von 16 mm – 200 mm mit nur zwei Objektiven aus und das in einer hervorragenden Qualität. Das 300 f4.0 passt auch noch locker in den kleinen Rucksack. Daran ändert sich auch nach diesem kurzen Vergleich mit der Canon R6 II nichts. Das oft gescholtene Rauschverhalten des MFT Systems stört mich nach entsprechender Nachbearbeitung ebenso wenig wie die vergleichsweise gerige Auflösung des Sensors.

Bei meinen Familienreportagen treffe ich oft auch schlechte Lichtbedingungen, da es hier darum geht den Alltag in Familien mit der Kamera auch in Innenräumen festzuhalten. Dazu nutze ich nur das vorhandene Licht. Dort stößt dann die OM-1 oft an die Grenzen. Besonders die Ausbeute scharfer Fotos mit aktivierter Gesichtserkennung ist alles andere als gut. Doch dazu weiter unten mehr.

Das leidige Thema “Freistellung”

Ein spezielles Thema in der Fotografie ist die Freistellung des Motivs vor dem Hintergrund. Besonders, wenn man verschiedene Sensorgrößen vergleicht. Natürlich macht eine schöne Freistellung allein noch kein gutes Foto aus, aber es ist ein Stilmittel, das ich auch hin und wieder gern einsetze. Bei manchen Kunden kommt es jedoch auch vor, dass es nicht gut ankommt, wenn schon das ein wenig weiter hinten liegende Auge unscharf ist. Das ist dann eine Sache der vorherigen Absprache.

Im Testkoffer waren neben dem 15-35 mm auch das 24-70 mm 2.8 und das 70-200 mm 2.8, alle mit dem aktuellen RF Bajonett. An der OM-1 nutze ich unter anderem das 45 mm 1.2 und das 40-150 mm 2.8 für Portraits und Reportagen.
Eine Blende 2.8 an dem Sensor der OM-1 entspricht hinsichtlich der Schärfentiefe in etwa einer Blende 5.6 (Zwei Blendenstufen) an einem Kleinbildsensor wie dem der Canon R6 II.  Bei einer Offenblende von f 1.2 an der OM-1 und f 2.8 an der Canon kann man mit der OM-1 eine niedrigere ISO Empfindlichkeit für die gleiche Belichtung einstellen. Durch die größere Blendenöffnung fällt mehr Licht auf den Sensor und man kann den ISO Wert entsprechend reduzieren. Das Bildrauschen der resultierenden Fotos ist dann fast identisch bzw. der Vorteil des großen Sensors bei höheren ISO Werten wird dann fast aufgebraucht. Nutzen beide System hingegen die gleiche Offenblende ist die eingestellte ISO Empfindlichkeit ebenfalls identisch und dann wird das Bildrauschen bei der OM-1 im direkten Vergleich sichtbarer.

Ist noch mehr Freistellung gewünscht, kann man auf Objektive mit einer Anfangsblende von 1.8, 1.4 oder teilweise sogar 1.2 im Canon System zurückgreifen. Vergleichbare Objektive mit längerer Brennweite und einem Autofokus gibt es bei MFT schlichtweg nicht. Natürlich spielt in der Naturfotografie die Freistellung auch eine große Rolle. Der Bildlook eines 400 mm 2.8 hinsichtlich der Freistellung ist mit keinem MFT Objektiv zu erreichen.

Das sind jedoch bekannte Tatsache, die ich hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen wollte 😉

AF der Canon R6 II

Canon und Sony legen die Messlatten in Sachen Autofokus regelmäßig höher und die anderen Hersteller schaffen es kaum mitzuhalten. Will man den treffsichersten AF am Markt, landet man schnell bei einer Sony A1 oder Canon R3. Dann sind aber auch bis zu 6000 EUR für einen Body fällig. Man hört auch immer wieder, dass die günstigeren Modelle das AF Modul der Topliga geerbt hätten.

Canon hat die Konfiguration des AF in einem eigenen Reiter abgelegt. OMDS hat dies auch mit der OM-1 so eingeführt. Die Konfigurierbarkeit des AF selbst ist jedoch bei Canon durch die Cases deutlich definierter als an der OM-1. Dort gibt es lediglich den Regler “C-AF Empfindlichkeit”. Stellt man diesen z. B. auf “+2” so reagiert der AF extrem empfindlich. Kommt nun ein Hindernis zwischen gewähltem Fokuspunkt und dem Motiv, greift der AF sofort dieses störende Element. Stellt man den Regler auf “-2” bleibt der Fokus auf dem Motiv. Bei Canon lässt sich das Verhalten feiner justieren. Mit dem Regler “Ai-Servo Reaktion” lässt sich genau das beschriebene Verhalten steuern. Zusätzlich gibt es aber noch den Regler “Nachführ.Beschl. Verzögerung”. Dort lässt sich einstellen, welche Bewegungsgeschwindigkeit vom Motiv erwartet wird. Beschleunigt ein Motiv stark, so ist eine schnelle Nachführung nötig als, wenn es sich eher gleichförmig bewegt. Anders ausgedrückt steuert man mit dieser Einstellung, inwieweit die Kamera eine Geschwindigkeitsänderung und damit einer Änderung der Entfernung zu berechnen hat.

Um eine Änderung der Geschwindigkeit zu berechnen, braucht es logischerweise zwei Messungen. Daher ist eine Bewegung des Motivs auf die Kamera zu oder von ihr weg für den AF auch die schwierigste Konstellation. Die Kamera muss bei bewegten Motiven also vorausberechnen, wo sich das Motiv künftig befinden wird. Daraus ergibt sich auch, dass das verwendete Objektiv in der Lage sein muss, diese Befehle auch in der nötigen Geschwindigkeit auszuführen. Natürlich haben andere Einstellungen wie ein Fokuslimit oder die Größe des verwendeten Fokusfeldes ebenfalls einen Einfluss auf die Bildergebnisse.

In den Cases sind im Canon AF Menü bereits verschiedene Szenarien für unterschiedliche Bewegungsmuster hinterlegt. Mit den zwei bekannten Reglern kann man diese noch feinjustieren und auch mit den geänderten Einstellungen speichern. OMDS versucht hingegen in der OM-1 und auch den anderen Modellen diese Kombinationen mit nur einem Regler abzubilden.

Motiverkennung bedeutet nicht automatisch scharfe Fotos

Dazu muss man wissen, dass die Motiverkennung und er AF nicht das Gleich sind. Die reine Erkennung des Gesichts/Auges/Tieres funktioniert bei beiden Kameras recht schnell und auch treffsicher. Das sieht man immer sehr schön an den vielen Youtube Videos, die ein wild umherhüpfendes Quadrat auf einem Auge zeigen, wenn sich die Person durch das Bild bewegt. Das hat jedoch nichts damit zu tun, wie viele Bilder wirklich scharf sind.

Im ersten AF Reiter des Canon Menüs lässt sich die Motiverkennung aktivieren:

Motiverkennung
Motiverkennung

 

Im Eintrag der “Motive zur Erkennung” lassen sich dann die Motive explizit auswählen, die von der Software erkannt werden sollen.

Automatische Motiverkennung
Automatische Motiverkennung

 

Der Eintrag “Tiere” ist hier nicht näher spezifiziert. Dafür gibt es einen automatischen Modus, der zwischen den Motiven selbständig wechselt.
Die OM-1 hat ebenfalls eine Motiverkennung. Jedoch tauchen hier Menschen nicht auf. Die Gesichts/Augenerkennung ist an anderer Stelle im Menü verortet und ist nicht Teil der neuen Motiverkennungsalgorithmen. Möglicherweise liegt genau hier auch der Grund, weshalb es oft unscharfe Fotos mit der OM-1 gibt.

 

Augenerkennung Canon R6 II
Augenerkennung Canon R6 II

 

Die Motiverkennung soll dafür sorgen, dass das AF-Modul genau dort scharfstellt, wo ein Motiv oder Auge erkannt wurde. Doch genau hier schient eine Fehlerquelle zu liegen. Im Objektiv muss Glas bewegt werden, um den Fokus zu verstellen. Das gelingt mit einem Objektiv besser, mit dem anderen schlechter. Das verwendete Objektiv ist also durchaus relevant. Kommt dann noch Bewegung ins Spiel und man nutzt den die Nachführung des Fokuspunktes, steigen die Fehlerquellen und die Quote an unscharfen Fotos nimmt zu.

Die R6 II und die OM-1 können Gesichter sowohl im gesamten Fokusbereich als auch in einem kleineren Rahmen erkennen. Hat man z. B. mehrere Personen im Bild, kann man mit einem kleineren Fokusbereich steuern, welches Gesicht fokussiert werden soll, indem man den Rahmen mit dem Joystick auf die gewünschte Person verschiebt.

Ich habe in meinem kurzen Vergleich hauptsächlich die Trefferquote mit aktivierter Gesichtserkennung der beiden Kameras getestet. Dabei diente mir meine kleine Tochter als perfektes Motiv. Alle anderen Features der R6 II habe ich nicht näher betrachtet. Auch ein Wildlife-Test konnte ich mangels Brennweite nicht durchführen.

Das Testszenario

An der OM1 habe ich das 45 mm 1.2 Pro und das 40-150 mm 2.8 Pro genutzt. Die Canon trat mit dem RF 24-70 mm 2.8 und dem RF 70-200 mm 2.8 an.
Ich habe an beiden Kameras die Serienbildfunktion mit dem mechanischen Verschluss genutzt, da ich bei den Szenarien keine hohe Bildrate benötigte. Die ISO Einstellungen hat die Kamera automatisch vorgenommen. Vorgewählt habe ich die Verschlusszeit, die zwischen 1/125 s und 1/800 s lag, je nach Situation. Als AF-Feld habe ich aus Gewohnheit immer das kleinst mögliche eingestellt, das mir eine Verfolgung erlaubte, wenn die Gesichtserkennung deaktiviert war.

Dabei habe ich bei unbewegten Szenen jeweils den S-AF bzw. One-Shot AF (Canon) benutzt und bei bewegten Szenen den C-AF bzw. den AI-Servo bei der Canon. Canon bietet auch noch einen weiteren Modus “AI-Fokus.” Dann entscheidet die Kamera, ob sie bei der jeweiligen Situation den One-Shot AF oder den AI-Servo nutzt. Schön bei Canon finde ich, dass bei aktiviertem AI-Servo die Fokuspunkte blau umrandet sind, beim One-Shot AF jedoch grün. So hat man direkt eine optische Anzeige, welcher Fokusmodus aktiv ist. An der R6 II habe ich im AF Menü den “Case1” verwendet, an der OM-1 stand die C-AF Empfindlichkeit auf 0 oder +1.

Wie schon weiter oben beschreiben, wollte ich wissen, wie die Ausbeute scharfer Fotos bei beiden Kameras mit aktivierter Gesichtserkennung ist. Dazu habe ich Fotos meiner Tochter in unterschiedlichen Situationen gemacht. Wirklich still sitzen Kinder eigentlich nie. Für einige Serien ist meine Tochter mehrfach direkt auf mich zu gelaufen, was den AF beider System schon stark forderte, besonders, wenn das Motiv näher kam. All diese Situationen erlebe ich bei meinen Familienreportagen sehr oft.

Was man als “scharf” empfindet ist sehr subjektiv. Im Interesse meiner Kunden lege ich die Messlatte sehr hoch und werte nur die Fotos als scharf, die auch in der 100% Ansicht pixelscharf dargestellt werden. Ich unterscheide hier nicht zwischen scharf, leicht unscharf und unscharf, sondern nur zwischen perfekter Schärfe und Ausschuß. Sicher kann man mit Topaz Sharpen AI auch unscharfe Fotos wieder retten, doch das bedeutet für mich immer auch mehr Zeitaufwand, den man bei einer Auftragsarbeit naturgemäß möglichst klein halten will.

Fokus sitzt zu 100% auf dem Auge
Fokus sitzt zu 100% auf dem Auge

 

Fokus liegt daneben
Fokus liegt daneben

Ergebnisse meine Tests

Bei guten bis mittleren Lichtbedingungen greit die Motiverkennung/Augenerkung beider System für mich gleich gut. Wird das Licht jedoch schlechter und man muss ISO Werte ab 6400 und höher nutzen, hat Canon recht eindeutig die bessere Erkennungsrate. Damit meine ich wie oben beschrieben lediglich die Erkennung des Motivs. Dann passiert es auch schon mal, dass die OM-1 auch mit dem 45 1.2 das Gesicht/Auge nicht erkennt. Auch wenn das Gesicht etwas verdeckt wird oder etwas seitlich im Bild ist, erkennt die R6 II das Gesicht einfach zuverlässiger.

Doch wie ist nun die Quote der scharfen Fotos? Auch bei der R6 II gibt es Serien, die komplett unscharf sind. Teilweise verwunderlich, wenn die Bewegung recht langsam war. Insgesamt habe ich mit der Canon R6 II 817 Fotos in unterschiedlichen Situation gemacht. Ich habe daraus 456 Fotos als perfekt scharf markiert. Eine eher ernüchternde Quote von 55%. Sicher wären hier weitere Testreihen mit unterschiedlichen AF Einstellungen nötig oder eine Differenzierung zwischen bewegten und unbewegten Szenen. Jedoch ist das für mich persönlich eigentlich nicht von Belang. Da ich während eines gebuchten shootings die Situationen nicht kenne, sondern das dokumentiere, was zu dem Zeitpunkt passiert. Mal ist mehr Bewegung im Spiel, mal weniger. Ich versuche möglichst wenig Anweisungen zu geben, was die Kinder machen sollen, es sei denn, die Eltern möchten explizit bestimmt Fotos haben. Von perfekt ist diese Quote natürlich weit entfernt. Bei einer Offenblende von 2.8 ist die Schärfentiefe bei gleichem Bildausschnitt bei der Canon kleiner als bei der OM-1 und damit auch die Toleranz für exakte Schärfe auf dem Auge. Auch das muss man bei der Beurteilung der AF-Leistung im Vergleich zur OM-1 einbeziehen.

Mit der OM-1 habe ich nur 492 Fotos gemacht und davon 166 als perfekt scharf markiert. Das entspricht einer Quote von 34 %, also deutlich hinter der Canon.
Die drei Serien, bei denen meine Tochter frontal auf mich zulief, sind eigentlich komplett unbrauchbar. Für eine Serie habe ich die Gesichtserkennung deaktiviert und nur mit einem AF Feld und C-AF das Gesicht verfolgt. Doch auch hier ist kein Treffer dabei. Das ist schon sehr verwunderlich, da ich im Bereich der Vogelfotografie deutlich bessere Resultat erziele. Aber auch hier fällt auf, dass sich bei einigen Fotos teilweise keine Schärfeebene erkennen lässt, das Bild ist einfach komplett oder leicht durchgehend unscharf. Bei der Canon erkennt man hingegen direkt, dass der Fokus z. B. auf der Mütze statt des Gesichtes liegt. Man hört dann oft Sätze wie “Das liegt an den Einstellungen”. Das mag auch bis zu einem gewissen Grad stimmen. Nur ist ein Justieren mittels der gegebenen Regler sehr schwer, wenn ein Bild einfach nur “matschig” wirkt. Findet man in der Analyse jedoch heraus, dass der Fokus bei bestimmten Bewegungsmustern immer vor dem Motiv liegt, dann kann man den AF entsprechend justieren.

Fazit

Die Canon R6 II bietet eine bessere Gesichtserkennung bei schlechten Lichtverhältnissen und liefert eine deutlich höhere Quote an scharfen Fotos als die OM-1.
Der Unterschied wird deutlicher, wenn Bewegung im Spiel ist und der AF die Nachführarbeit der Schärfeebene leisten muss. Bei guten Lichtbedingungen ist sicher eine deutliche bessere Ausbeute an scharfen Fotos bei beiden Kameras möglich. Ich habe jedoch bei den Bedingungen getestet, die ich oft vorfinde und die daher realistisch sind.

Bisher hat es OMDS nicht geschafft, die bekannten Probleme mit dem C-AF und vor allem dem Tracking von Motiven zu verbessern. Die Augenerkennung ist nach wie vor nicht Bestandteil der neuen Motiverkennung und wird es meines Erachtens auch nicht werden. OMDS stellt eher andere Features der OM-1 wie  Schutz vor Witterungseinflüssen, den Stabilisator oder die Kompaktheit des Systems in den Vordergrund. Es gibt kaum OM-1 Markenbotschafter mit einer großen medialen Reichweite, die die Kamera im Bereich der Porträtfotografie nutzen. Damit meine ich nicht die Studiofotografie. Daher glaube ich auch nicht, dass die Menschen/Augenerkennung in einem der nächsten FW-Updates zur Motiverkennung hinzugefügt wird.

Der Test ist wie immer nicht mit einem unter reproduzierbaren Laborbedingungen entstanden AF-Test vergleichbar, sondern ein Bericht aus der Praxis. Mit etwas Tuning bei der R6 II ließe sich sicher noch mehr herausholen. Bei der OM-1 fällt mir in der Praxis jedoch hin und wieder ein für mich nicht erklärbares Fehlfokussieren bei vermeintlich gleichen Bedingungen auf. Vermeintlich deshalb, weil die Einstellungen in der Kamera gleich sind, sich aber die Lichtverhältnisse so geändert haben könnten, dass der AF nicht zuverlässig trifft. Besuche ich beispielsweise an zwei aufeinanderfolgenden Tagen den gleichen Spot, um Wildgänse im Flug zu fotografieren, so passt an einem Tag nahezu jede Serie, während am nächsten Tag der Ausschuss unerklärlicherweise deutlich höher ist.

Bleibt zu hoffen, dass OMDs  in der Verlässlichkeit des C-AF mittels FW-Updates noch nachliefert und so das Potenzial des BSI Sensors voll ausschöpfen kann. Immerhin ist die Kamera seit 10 Monaten auf dem Markt. Es wäre also langsam Zeit für ein echtes Update.

6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Jörg S.-Flügger
    15. Januar 2023 14:02

    Hallo Helmut,
    auch ich kämpfe bei meinen Hundefotos immer wieder mit unscharfen Fotos aus der OM-1. Gerade bei schwarzen Hunden und etwas schlechten Lichverhältnissen patzt die OM-1 immer wieder, egal ob Action oder Portrait. Sowas kann ich meinen Kunden schlecht erklären, fällt ja in erster Linie auf den Fotografen zurück. Ich habe auch den Eindruck, dass es nach dem letzten Firmware Update nicht besser sondern eher schlechter wurde. Die Trefferquote bei Actionfotos ist deutlich gesunken, merkwürdig. Da ich mich nicht auf zukünftige FW Updates (wenn sie denn kommen) verlassen will habe ich mir für schlechte Lichtverhältnisse eine Nikon Z6 II mit ein paar Objektiven zugelegt. Mit der Nikon ist das Problem so gut wie erledigt, da kann ich mich zumindest bei Portraits auf den AF mit Augenerkennung verlassen. Bleibt zu hoffen, dass OMDS bald per FW nachbessert.

    Gruß Jörg

    Antworten
  • Gut, ein paar Missverständnisse, die ich produzierte, und auf Deine nette Mail antworte ich auch noch 🙂

    Trenn wir erstmal “Künstlerische Fotografie”, die man i.d.R. studiert, vom “Üblichen”, also Events, Hochzeiten, Aufträge, Werbefotografie usw. Ich wollte nur ausdrücken, dass in der künstlerischen Fotografie (und das ist ein fester Begriff!) so gut wie keine MFT-Kamera auftaucht. Ich würde gar nicht sagen, dass MFT nicht geeignet wäre. Aber das Format taucht dort einfach nicht auf. Eher noch Mittelformat oder Analog natürlich auch.

    Bei S-AF meinte ich einfach “statische Bilder”, also z. B. das Hochzeitsshooting. Da ist die erreichbare Qualität mit KB viel besser als MFT. Ich meinte es also gar nicht so auf S-AF bezogen, aber ich konnte den Text nicht mehr korrigieren…

    Aber selbst beim Hochzeitsshooting braucht man oft hohe ISO und in der Kirche und bei der Party sowieso. Das geht alles mit MFT, aber mit meiner Sony ist das alles um Welten einfacher. Auch die Möglichkeit, aus 36 oder 42MP zu croppen, gibt mir viel Freiheit. Ich habe meine Aufträge schon mit der elendig rauschenden E-3 erledigt. Aber jetzt macht es viel mehr Spaß und ohne ein Ofenrohr wie das 35-100/f2, vor dem auch schopn mal eine Frau schreiend weggelaufen ist 😉

    Gehen wir mal von dem ganzen Kommerz weg. Auch dann ist MFT für Portraits die schlechteste Wahl. Allein schon das “Aufhellen” nicht perfekt ausgeleuchteter Bildteile geht bei meiner Sony praktisch rauschfrei, wo MFT schon rot rauscht und zudem die Details WESENTLICH geringer sind. Und ich hatte/habe echt die teuersten Objektive von Olympus und später auch Panasonic/Leica.

    Wie gesagt, ich kann da nur für den Bereich Portrait im weitesten Sinn sprechen. Makros oder so gute Landschaftsbilder wie bei Dir sind nicht mein Feld.

    Ich gebe zu, ich kann zur OM-1 nicht viel sagen. Ich hatte zwischendurch die OM-D 1 MK2 bestellt. Das war eine einzige Katastrophe, der C-AF traf nicht einmal in der Dämmerung. Aber ich denke, da wird sich nicht mehr viel tun. Beim letzten Stammtisch auf Youtube war Nils vergleichsweise unlocker. Wenn doch noch was kommt, ich gönne es den OM-1-Besitzern. Aber Software-Entwicklung ist teuer, und Geld hat OMDS nicht endlos.

    Antworten
    • Als Antwort auf A.F..

      🙂 Ich sehe das hinsichtlich Bildqualität nicht ganz so kritisch. Ich habe hier Fotos mit 1.2m * 0.9m an der Wand wo kein Mensch sieht, das es mit mFT gemacht wurde. In der Kinderfotografie wollen die meisten Kunden auch kaum A0 Ausdrucke sondern 13*18 oder rein digitale Daten. Klar ist das Rauschverhalten bei einem Kleinbildsensor besser, das wird auch kaum jemand bestreiten. Die Frage ist letztlich was man mit den Fotos macht und ab wann dieser Vorteil relevant ist. Ich habe auch Tierfotos mit ISO 12.800 mit MFT gemacht wo sich niemand über Bildrauschen beschwert. Bei meinem damaligen L-Linsen war es immer nötig mindestens eine Blendenstufe abzublenden, offenblendig waren die wenigsten tauglich. Das finde ich bei den Olympischen PRO Linsen deutlich besser.
      Aber ab wann eine gewisse Bildqualität nicht mehr reicht ist einfach zu subjektiv. Eine allgemeingültig Aussage halte ich in der Hinsicht immer für sehr gewagt.

      In diesem Sinne wünsche ich besinnliche Feiertag.

      Helmut

      Antworten
  • Vielen Dank für diesen ausführlichen Test. Das bestätigt meine Aussage, dass OMDS das schlechteste System für Portraits ist. Was übrigens auch für Stills mit S-AF gilt.

    Das sage ich nach einem kompletten Studium der Fotografie sowie mittlerweile 15 Jahre Berufserfahrung als Fotograf im Eventbereich. Und ich habe bis 2013 ausschließlich mit Olympus gearbeitet.

    Im Firmenforum von OMDS, welches lustigerweise immer noch “Olympus” heisst, gab es mal einen Moderator, der standhaft behauptet hat, dass der AF der Olympus “monatelanges Training” erfordere. Wer dem nicht zustimmte, wurde massiv beleidigt und es gab sogar harte frauenfeindliche Äußerungen von ihm, die ich dokumentiert habe. Der gleiche Moderator hat zudem versucht, mich zu erpressen. Ich war kurz davor, dass privatrechtlich verfolgen zu lassen. Auch das ist dokumentiert. Zudem hat er meinen vollen Namen genannt, und das, wo der Herr immer gerne Datenschutz predigt. Ich sage jetzt nichts zum Geisteszustand dieses Menschen.

    Aktuell wurde ich wegen zu viel Kritik an OMDS mit Unterstützung von Nils Häusler aus dem Forum geworfen. Das ist schon bitter, wenn man eine gute 5-stellige Summe in das System investiert hat.

    Schon meine “Ur”-A7R hat viel bessere Farben und viel bessere Ergebnisse bei Events und in der Fotokunst geliefert als jede meiner Olympus-Kameras zuvor. Es hat einen Grund, warum kein einziger (!) ernsthafter Fotokünstler mit MFT arbeitet. Viele in den Foren einschließlich der Moderatoren haben nicht mal eine leise Ahnung, was mit dem Wort “Fotokunst” gemeint ist – ganz sicher nicht der Artfilter-Spielekram, den Olympus einbaut 😉

    Antworten
    • Hallo A.F.,

      ganz so dramatisch sehe ich das noch nicht ;-). Was genau Fotokunst ist, ist durchaus natürlich ein sehr weites Feld.
      Der Ton in sehr vielen Foren ist teilweise oft anmaßend bis unverschämt und selten sachlich.

      Mit dem S-AF komme ich sehr gut klar und natürlich geht das auch. Jedoch wenn es schon eine “Gesichtserkennung” gibt, dann erwarte ich auch das diese funktioniert und mir den Fotoalltag erleichtert. Das ist derzeit bei der OM-1 leider nicht der Fall.
      Ich bin an keine Marke gebunden und werde noch bis 03/23 abwarten. Sollte dann in Sachen FW und im Besonderen mit dem Pro-Service nichts passieren, suche ich mir andere Werkzeuge.

      Schöne Grüße,

      Helmut

      Antworten

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